Sie entstammte der Beziehung des polnischen Grafen Antonius Ledóchowski und einer Schweizer Mutter. Maria Theresia Ledóchowska war nicht die einzige, der zeitweilig in Österreich lebenden Adelsfamilie, die sich einem geistlichen Leben zuwandte.
Ihr Onkel Kardinal Mieczyslaw Halka Ledóchowski (1822—1902) war u.a. in Rom als Präfekt der Kongregation für die Glaubensverbreitung tätig.
Ihr Bruder Wladimir (1866—1942) war der 26. Generalobere des Jesuitenordens und ihre Schwester Julia Maria nahm 1886 im Ursulinenorden den Ordensnamen Ursula an und gründete zwei eigene Kongregationen. Letztere wurde im Jahr 2003 vom Papst heilig gesprochen, während Maria Theresia Ledóchowska selbst 1975 selig gesprochen wurde.
Gräfin Maria Theresia Ledóchowska starb am 6. Juli 1922 in Rom.
Sie wird die "Mutter Afrikas" genannt. Ihre Bedeutung für die Kirchengeschichte liegt vor allem in ihrem überragenden Engagement für die afrikanischen Missionen.
Gedanklich angeregt von Kardinal Charles-Martial-Allemand Lavigerie ("Weiße Väter") gründete sie 1894 eine so genannte Hilfsmissionsgesellschaft. Als Patron für ihre Organisation wählte sie den Jesuitenmissionar Petrus (Pedro) Claver und gab ihr den Namen Sankt Petrus Claver Sodalität für die afrikanischen Missionen. Die Sodalität war keine Missionskongregation im engeren Sinn, d. h. Ledóchowska entsandte selbst kein Personal ins Ausland; sie hatte sich zur Aufgabe gestellt, in Afrika tätigen Geistlichen in Europa durch Spendensammlungen (Geld, Kleidung, Kirchenausstattung, usw.) und einer intensiven Missionspropaganda (Missionsschriften, Vorträge, Ausstellungen) zu helfen. Einzigartig für eine Frau der damaligen Zeit und deshalb mit einigem Widerstand konfrontiert, gründete Ledóchowska in Salzburg eine Druckerei, in der sie Berichte der AfrikamissionarInnen, aber auch religiöse Schriften und Schulbücher in mehreren hundert afrikanischen Sprachen druckte, die für die Missionsarbeit nach Afrika verschifft wurden.
Die Motivation für ihren intensiven Einsatz zur Förderung des Missionsgedankens in der Österreich-Ungarischen Monarchie hängt eng mit ihrem Engagement im Kampf gegen die Sklaverei, insbesondere gegen den arabischen Sklavenhandel in Afrika zusammen. Das tat sie unter Einsatz von so genannten Wandermuseen und eigenen Theaterstücken, die auf mehreren europäischen Bühnen aufgeführt wurden.
Bereits im April 1889 hatte sie bspw. ihr Stück "Zaida, das Negermädchen" fertig gestellt. Unter dem Pseudonym "Alexander Halka", in anderen Publikationen verwendete sie das Pseudonym "Africanus", schrieb sie: "An Seine Eminenz den Cardinal Lavigerie. Ew. Eminenz! Im November vergangenen Jahres las der Unterzeichnete die herrliche Rede, welche Ew. Eminenz über Abschaffung der Sklaverei am 31. Juli 1888 in London hielt. Seit jenem für ihn denkwürdigem Tag beseelte ihn das glühende Verlangen, seine geringen Kräfte dieser schönen Sache zu weihen. Die Frucht dieses Verlangens ist das vorliegende Drama. Möge es ein wenigstes beitragen zur heiligen Begeisterung, welche Ew. Eminenz allerorts für den neuen Kreuzzug wachrufen. Mit diesem Wunsche legt der Autor Ew. Eminenz seine bescheidene Arbeit zu Füssen und bittet in aller Ehrfurcht um Ew. Eminenz Segen für den Erfolg. Wien, April 1889. Alexander Halka".
Das Manuskript zu diesem "Volksdrama in 5 Aufzügen" enthält den Hinweis: "Der Ertrag des Dramas ist dem Werk der Sklavenbefreiung gewidmet".
Ledóchowska organisierte und koordinierte die Aktivitäten der Sodalität zunächst von Maria Sorg bei Salzburg und dann von Rom aus.
Zahlreiche Vortragsreisen führten sie in viele Orte Europas. Ihre Publikationen erschienen in mehreren Sprachen.
BIBLIOGRAFIE
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Anonymus (1904): Breve welches Se. Heiligkeit Papst Pius X. an die St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen am 10. Juni 1904 zu richten geruhte
Anonymus (1921): Mit Wort und Schrift. Kurze Erklärung einer Hilfsmissionsgesellschaft zu Gunsten der armen Neger Afrikas nach dem Beispiele des großen Apostels der Neger, des heiligen Petrus-Claver. Salzburg
Bielak, Valerie/Sander, Auguste (1931): Maria Theresia Gräfin Ledochówska. Gründerin der St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen und die Befreiung der Sklaven. Lebensbild gezeichnet von Valerie Bielak. Nach dem italienischen Original ins Dt. übertragen und erweitert von Auguste Sander. Salzburg: St. Petrus Claver-Sodalität
Burdak, Elisabeth, Generalatsarchiv der Missionsschwestern vom heiligen Petrus Claver, Rom (21. Februar 2005): eMail an Clemens Gütl
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Ledóchowska, Maria Theresia (Pseudonyme: Alexander Halka; Africanus): siehe Werkeverzeichnis
Marzini, Marie H. (1935): Lebendiges Christentum. Die Mutter der Dienerin Gottes Marie-Therese Ledóchowska. Salzburg: St. Petrus Claver-Sodalität
Mioni, Hugo (1900): Die Sodalität des heiligen Petrus Claver. eine Propagandagesellschaft für Afrika. Salzburg: St. Petrus Claver-Sodalität
Pfanner, Franz (1896): Wer passt nach Afrika? In: Kleine Afrika-Bibliothek V: 1—16
Rossart, Thomas v. Aquin (1914): Warum tue ich mit der St. Petrus Claver-Sodalität mit? Rom
Verlag der St. Petrus Claver-Sodalität, Hg. (3., erw. Aufl. 1936): Dienerin Gottes. Maria Theresia Ledóchowska, Gründerin und General-Leiterin der St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen und das Werk der Sklavenbefreiung. Salzburg: St. Petrus Claver-Sodalität
Walzer, Maria Theresia, Verf./Missionsschwestern vom Hl. Petrus Claver, Hg. (1972): Auf neuen Wegen. Über Leben und Wirken der Ehrwürdigen Dienerin Gottes Maria Theresia Ledóchowska. Reimlingen: Missionsdruckerei St. Josef
Winowska, Maria (1977; franz.: 1975): Das Geheimnis der Maria Theresia Ledóchowska. Leben und Werk der seligen "Mutter der Schwarzen". Aschaffenburg: Pattloch
QUELLEN
Generalatsarchiv der Missionsschwestern vom heiligen Petrus Claver, Rom: Der Großteil der Quellen besteht aus unveröffentlichten und teils in Missionsschriften veröffentlichten Briefen mit AfrikamissionarInnen, Vorträgen, Tagebüchern und (religiösen) Schriften.
WERKEVERZEICHNIS MARIA THERESIA LEDÓCHOWSKA (AUSWAHL)
Ledóchowska, Maria Theresia (o. J.): Marienkultus in den Missionsländern Afrikas (Referat). Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (o. J.): Rundschreiben der Generalleiterin der St. Petrus-Claver-Sodalität an die externen Mitglieder, Förderer und Förderinnen. Wien
Ledóchowska, Maria Theresia (o. J.): Zur Wehr und Lehr. Warum arbeitet die St. Petrus Claver Sodalität ausschließlich für Afrika? Maria Sorg
Ledóchowska, Maria Theresia [Pseudonym Alexander Halka (1889): Zaida das Negermädchen. Volksdrama in 5 Aufzügen. Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (1892): Was geht das uns an? Gedanken und Erwägungen über das Werk der Antisclaverei und die katholische Missionsthätigkeit in Afrika. Salzburg: Pustet
Ledóchowska, Maria Theresia (1900): Die Antisclaverei-Bewegung und die St. Petrus Claver-Sodalität. Ansprache der General-Leiterin der St. Petrus Claver-Sodalität, Gräfin M. Theresia Ledóchowska, gehalten in der III. Festversammlung des I. österreichischen Antisclaverei-Congresses zu Wien am 22. November 1900
Ledóchowska, Maria Theresia (1905): Ein Hilfswerk für Afrika. Vortrag. Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (1907): Die Frau im Dienste der afrikanischen Missionen. Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (1910): Das Apostolat der Marianischen Kongregationen hinsichtlich der Heidenmissionen. Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (1912): Von Hütte zu Hütte. Drama in 3 Aufzügen. Salzburg: St. Petrus Claver-Sodalität
Ledóchowska, Maria Theresia (1915): Woran es liegt! Ein Wort zum Jahresbericht der St. Petrus-Claver-Sodalität über das Jahr 1914. Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (1917a): Das Skapulier des Sklaven. Erzählung aus dem schwarzen Weltteile (Theaterstück). Salzburg: St. Petrus Claver-Sodalität
Ledóchowska, Maria Theresia (1917b): Ein Hilfswerk für Afrika. Salzburg
Ledóchowska, Maria Theresia (1919): Der Beruf einer Hilfsmissionärin für Afrika: Für Jungfrauen, welche ihren Beruf zum Ordensstande schon geprüft haben (etc.). Salzburg
HERAUSGABE/REDAKTION VON ZEITSCHRIFTEN (TEILWEISE MIT EIGENEN BEITRÄGEN
Echo aus Afrika (1891ff)
Kleine Afrika-Bibliothek (1893ff) [später umbenannt in: Das Negerkind (1912—1939]
Das kleine Apostolat für Africa (Vierteljahresschrift) (1902ff)
Claver-Kalender (Ausgabe für Österreich-Ungarn) (1906ff)
Kinder Missionskalender (1909ff)
Jahresbericht der St. Petrus Claver-Sodalität für die afrikanischen Missionen (1911—1921).
Korrespondenz "Afrika" (1911—1938) [ab Jg. 8 umbenannt in: Claver-Correspondenz].
Das Negerkind (1912ff)
Afrika für Christus (1913—1964)
verfasst von: Clemens Gütl
* letzte Änderung: 29.01.2010
zu zitieren nach:
Gütl, Clemens (2010): Maria Theresia Ledóchowska. Verfügbar unter
http://www.afrikanistik.at/pdf/personen/ledochowska_maria_theresia.pdf (Zugriff Datum, Seite)
* = bearbeitete Fassung des Beitrages: Gütl, Clemens (2007): Ledóchowska, Maria Theresia, 1863—1922. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XXVII. Nordhausen: Verlag Traugott Bautz: 842—845 Wiederveröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Verlages Traugott Bautz