Nebel absolvierte seine Ausbildung im Priesterseminar in Graz und trat 1910 in die von Daniele Comboni gegründete Ordensgemeinschaft ein. 1914 wurde er zum Priester geweiht. Die Kongregation der Comboni-Missionare vom Heiligsten Herzen Jesu war 1867 gegründet worden und bildete in Italien, Österreich und Deutschland Missionare aus. Lange Zeit war deren Haupteinsatzgebiet der südliche Sudan. Von 1923 bis 1975 war die Kongregation in eine deutsche und eine italienische Sektion geteilt; Arthur Nebel gehörte der italienischen an. Nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Italien, wo er als österreichischer Staatsbürger während des 1. Weltkrieges in Sardinien interniert war, wurde Nebel 1923 als Missionar in den Sudan gesandt, wo er bis Ende der 1950er Jahre lebte.
Die Aufgabe von Nebel und anderen Missionaren war der Aufbau einer Missionsstation nördlich von Waw in der Region Bahr el Ghazal im Südsudan. Der Sudan war zu dieser Zeit eine britische Kolonie (bzw. offiziell ein anglo-ägyptisches Kondominium). Nachdem Missionierungsversuche im 19. Jahrhundert gescheitert waren (Nebel 1972: 33), errichteten Nebel und seine Kollegen die erste Missionsstation in diesem Teil des Sudans. Die einheimische Bevölkerung bestand zu dieser Zeit überwiegend aus Dinka, die Anhänger einer "animistischen" Religion waren bzw. sind (im Gegensatz zum überwiegend muslimischen Norden des Landes). Bei der Missionierung vertrat Nebel den Ansatz, Elemente der bisherigen Religion in das Christentum einzubeziehen bzw. Parallelen zu betonen (Preller 2006: 321). Neben direkten Anstrengungen zur Verbreitung des Christentums leisteten die Missionare um Nebel medizinische Versorgung und errichteten eine Schule (Nebel 1972: passim).
Für die Missionierungsbestrebungen und den Schulunterricht waren Kenntnisse des Dinka zentral. Nebel lernte diese westnilotische Sprache aus einem 1866 verfassten Wörterbuch von Johannes Chrisostomos Mitterrutzner (Nebel 1972: 35) und stellte selber im Laufe der Zeit zahlreiche Unterrichtsbehelfe und Religionsunterlagen in Dinka her. Ab 1930, also bereits wenige Jahre nach seiner Ankunft, veröffentlichte Nebel Grammatiken und Wörterbücher. Diese waren meist in Englisch verfasst, einige auch in Italienisch, den Sprachen der Kolonialverwaltung bzw. der Combonis. Die Sprachbehelfe waren nicht für AfrikanerInnen zur Unterstützung beim Englisch-Lernen gedacht, sondern für die tägliche Arbeit der Missionare bzw., wie Nebel im Vorwort zu einer 1948 erschienen Grammatik schreibt, für alle EuropäerInnen, die in diesen Teil Afrikas kamen, damit eine Verständigung mit der lokalen Bevölkerung möglich ist (Nebel 1948 [ohne Seitenzahl]). Aus diesem Grund beschränkte Nebel seine Publikationen nicht auf sprachwissenschaftliche Anleitungen und Übungen, sondern es war ihm ein Anliegen auch Informationen über die Kultur der Dinka zu vermitteln. Aus seiner Sicht war Wissen über Kulturelles notwendig für das Verständnis und das Verstehen der Sprache (Nebel 1948 [ohne Seitenzahl]). Daher führte Nebel zahlreiche Beispiele für Alltagssituationen, Bräuche oder festliche Zeremonien (wie Hochzeiten) an, bei denen er Sprachübungen mit landeskundlichen Erörterungen verband. In Kurzgeschichten brachte er den LeserInnen die Geschichte und Kultur der Dinka, aber auch praktische Erfahrungen aus der Missionsarbeit näher.
Neben seinen sprachwissenschaftlichen Arbeiten trug Arthur Nebel so auch vielfältige ethnografische Informationen über die Kultur der Dinka zusammen.
1959 kehrte er wegen seines altersbedingt schlechten Gesundheitszustandes nach Europa zurück. Auch die politische Lage im Sudan dürfte ein Grund für seine Rückkehr gewesen sein, da nach der Erlangung der Unabhängigkeit 1956 die Missionsstationen und Schulen verstaatlicht und bis 1964 alle Missionare aus dem Sudan ausgewiesen wurden und Bürgerkrieg herrschte (Collins 2008: 78—79 und Nebel 1972: 226). Nebel lebte fortan in Italien und widmete sich weiterhin der Veröffentlichung von Arbeiten zur Sprache und Kultur der Dinka. Seine Erfahrungen im Sudan hat Arthur Nebel im 1972 auf Deutsch erschienenen Buch Mein Leben unter den Dinka zusammengefasst (das Manuskript hatte er bereits 1956 fertiggestellt, die italienische Fassung wurde 1965 veröffentlicht).
Nebel starb 1981 im Alter von 92 Jahren in Verona.
BIBLIOGRAFIE
Collins, Robert O. (2006): The Southern Sudan in Historical Perspective. London: Transaction
Collins, Robert O. (2008): A History of Modern Sudan. Cambridge: University Press
Dinka language Institute: Dinka — Timeline. Verfügbar unter http://home.vicnet.net.au/~agamlong/language/timeline.en.html (Zugriff 3.3.2009)
Faraci, Guiseppe / Uhl, Josef (1994). Daniel Comboni. Ein Leben für Afrika. Nettetal: Steyler Verlag
Hansen, Holger B. (2002): The Colonial State’s Policy Towards Foreign Missions in Uganda. In: Christian Missionaries and the State in the Third World, Hg. Holger B. Hansen/Michael Twaddle. Oxford: Currey: 157—175
http://vidimusdominum.info/en/index.php?option=com_content&task=view&id=87&Itemid=59> (Zugriff 8.3.2009, Seite 77)
Idris, Helene Fatima (2004): Modern developements in the Dinka language. In: Göteborg Africana Informal Series 3. Verfügbar unter http://www.african.gu.se/downloads/gais03dinka.pdf (Zugriff 03.03.2009)
Nebel, Arthur: siehe Werkeverzeichnis
Preller, Arnold (2006): Present and future challenges to the Church in Africa - with special reference to the Church in Sudan. Diplomarbeit aus Theologie an der Universität Pretoria. Verfügbar unter http://digilib.bu.edu/dspace/bitstream/handle/2144/901/PrellerArnoldusMauritius-2007.pdf?sequence=5 (Zugriff 9.3.2009)
QUELLEN
Generalarchiv der Comboni Missionare, Rom: Nachlass (Korrespondenz, Tagebücher und unveröffentlichte Manuskripte)
WERKEVERZEICHNIS ARTHUR NEBEL
Nebel, Arthur/Tucker, Archibald N. (1930a): Dinka grammar. Wau [o. Verl.]
Nebel, Arthur/Tucker, Archibald N. (1930b): Useful Dinka phrases. Lalyo [o. Verl.]
Nebel, Arthur (1936): Dinka-Dictionary, with Abridged Grammar. (English-Dinka, Dinka-English). Verona: Missioni Africane
Nebel, Arthur (1948): Dinka Grammar (Rek-Malual Dialect) with Texts and Vocabulary (=Museum Combonianum Bd. 2). Verona: Missioni Africane
Nebel, Arthur (1968): I Dinca sono cosi´. Ricordi di una vita fra i dinca del Bahr el Ghazal, Sudan (=Museum Combonianum Bd. 21). Bologna: Editrice Nigrizia
Nebel, Arthur (1972): Mein Leben unter den Dinka. Ein Hirtenvolk am weißen Nil. Bologna: Editrice Nigrizia
Nebel, Arthur (1973): Dinka-Folklore. In: Archiv für Völkerkunde 27: 69—145
Nebel, Athur (1978):Grammatica e dizionario dinka. Bologna: Editrice Missionaria Italiana
Nebel, Arthur (1979): Dinka-English, English-Dinka. Dictionary (=Museum Combonianum Bd. 36). Bologna: Editrice Missionaria Italiana
verfasst von: Birgit Pack
letzte Änderung: 29.01.2010
zu zitieren nach:
Pack, Birgit (2010): Arthur Nebel. Verfügbar unter
http://www.afrikanistik.at/pdf/personen/nebel_arthur.pdf (Zugriff Datum, Seite)
Fotonachweis: Aus: Nebel 1972: 112